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Oscar Bianchi: Plenty for two. Eine idiosynkratische Allianz

Fülle, prachtvolle Fülle, Großzügigkeit.
Aus dem gesamten umfangreichen Körper des Ensembles strahlen zwei Instrumente eine besondere spektakuläre Weite aus. Die Großzügigkeit der Formanten, der Farben und des Spektrums der beiden Instrumente sagen viel über ihre musikalische und existentielle „Großzügigkeit“ aus. Historisch gesehen haben sie einen langen Weg zurückgelegt, um, ja – ein solches Arsenal an Poesie und Verzückung entfalten zu können.

Aber hier sind sie weder Solisten noch „concertanti“, sie sind nautische Propeller hinsichtlich Kraft und Symbolik. Sie sind sowohl das Fundament als auch der Inhalt ihrer Behausungen. Die endlosen Ressourcen dieser beiden ermöglichen größere Diskurse über Introspektion, Spekulation, Jubel und Transzendenz.

Die Freude, sie in ihrer eigenwilligen Allianz zu betreuen, entspringt der einfachen Erkenntnis, dass Idiome keine Käfige sind, sondern nur Aufbrüche, und dass das, was möglich ist, noch vor uns liegt.
Oscar Bianchi

Biographie

Oscar Bianchi

Oscar Bianchi verdankt seine ersten musikalischen Anregungen und Unternehmungen den Auftritten in Musikgruppen mit großer stilistischer Bandbreite während seiner Teenagerzeit. Nach einem Jahrzehnt intensiver und turbulenter akademischer Ausbildung (Mailänder Konservatorium, IRCAM, Columbia University) und Aufenthalten in verschiedenen Ländern wurden seine Vision und intellektuelle Sensibilität immer wieder neu herausgefordert. Sein Schaffen reicht von kleinen bis zu großen Formen: szenische und konzertante Musik, Instrumental- und Vokalmusik. Ein möglicher gemeinsamer Nenner ist die Besessenheit vom “Anderssein” und von der “Innerlichkeit” und eine ziemliche Störung durch das eigene “Déjà-vu”.

 

Einhergehend mit einem erneuerten Bündnis innerhalb des Orchesters sucht Oscar Bianchi in seinen letzten beiden Instrumentalkonzerten, “6 db” für sechs Kontrabässe (2021) und “Étoile” für E-Gitarre (2020, nach einer neuen Form der instrumentalen Würde. Zu seinen Auszeichnungen gehören erste Preise bei Gaudeamus, UNESCO (Rostrum), Music Theatre NOW, der deutsche Kritikerpreis und Residenzen in Berlin (DAAD), Warschau (U-jazdowski), Venedig (Centro Tedesco Studi Veneziani) und Florida (ACA). Mit großem akademischen Interesse gibt Oscar Bianchi regelmäßig Meisterkurse in den USA, Europa und Russland. Zwischen Berlin und der Schweiz lebend ist er stolzer Vater einer kleinen Tochter und Gründer und Leiter der International Young Composers Academy im Ticino.

Oscar Bianchi
© Astrid Ackermann
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Annesley Black: Tolerance Stacks II

„Tolerance Stacks“ sind Berechnungen, die den Betrag der Abweichung bestimmen, den mechanische Teile tolerieren können, bevor die Maschine versagt.

In TOLERANCE STACKS II ist die „Maschine“ das Stück. Ein Solistenquintett mit analogen elektroakustischen Instrumenten tritt in Dialog mit dem großen Ensemble, wobei alle Parameter – Harmonie, Klangqualität, Tempo, Rhythmus, die Rolle von Solisten und Ensemble und die Wahrnehmung von Übergangszuständen –an die Grenzen ihrer Toleranz gedrängt werden. Die Sängerin singt Texte von zwei gegensätzlichen Persönlichkeiten, dem Erfinder Thomas Edison und dem Erfinder und Dichter Charles Cros.

In TOLERANCE STACKS II erforschte Annesley Black die Spannung zwischen Mensch und Maschine und das enorme Potenzial, das eine Übertragung von charakteristischen Eigenschaften elektroakustischer Instrumente auf „klassische“ Instrumente eröffnet.

Klänge, die kurz vor dem Zerbrechen stehen vereinen sich zu einzigartigen Momenten, die eine unsentimentale Feier dessen zum Ausdruck bringen, was vergeht und nicht rekonstruiert werden kann….ein Akt des Widerstands gegen die Reduzierung unvorhersehbarer sensorischer Erfahrungen auf vorgefasste parametrische Abstraktionen.
Annesley Black

Biographie

Annesley Black

Annesley Black (*1979 in Ottawa) begann ihr Studium der elektronischen Musik und der Jazzgitarre an der Concordia University, bevor sie ihre musikalische Ausbildung im Bereich Komposition in Montréal, Köln und Freiburg fortsetzte. Sie arbeitete als Tontechnikerin für Institutionen wie das SWR Experimentalstudio und das Ensemble Recherche, hat mit Choreograph*innen, Künstler*innen, Film-, Medien- und Theaterschaffenden zusammengearbeitet und war aktives Mitglied in zahlreichen Rockbands. Fünfmal wurde sie beinahe berühmt. Annesley Black erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihr Werk, darunter den Busoni-Preis der Akademie der Künste Berlin (2008), den Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart (2009) und den Förderpreis Komposition der Ernst von Siemens Musikstiftung (2019). Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und des Canadian Music Centre. Sie lebt in Graz, ist Professorin für Instrumentalkomposition an der Kunstuniversität Graz und gerade dabei, zum 43. Mal das Rad neu zu erfinden und dabei den Geist der Erfindungsgabe zu bewahren.

 

 

»Meine Arbeit beginnt in der Regel mit Unsicherheit, wie eine unbeholfene Giraffe, die sich in eine Umkleidekabine voller pubertierender Teenager verirrt. Die Proportionen sind oft ein wenig unhandlich, die Verbindungen zwischen scheinbar disparaten Elementen werden auf eine bemerkenswert schamlose Weise hergestellt. Auch wenn es den Anschein hat, dass die Giraffe sich verwandelt hat und von ihrer Umgebung in Schrecken versetzt ist, so zeigt sich doch bei näherer Betrachtung der Situation, wie die starren strukturellen Eigenschaften der Umkleidekabine durch die unbeholfene, unbehinderte Anwesenheit des schlaksigen Wesens verzerrt wurden.«

(Annesley Black)

Annesley Black
© privat
Biographie

Bruce Collins

Biographie

Florentin Ginot

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Juliet Fraser

Biographie

Ulrich Löffler

Biographie

Joao Pacheco

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Hannah Weirich

Biographie

Rie Watanabe

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Ensemble Musikfabrik

Seit seiner Gründung 1990 zählt Ensemble Musikfabrik (Landesensemble NRW) zu den führenden Klangkörpern der zeitgenössischen Musik. Dem Anspruch des eigenen Namens folgend ist es Ensemble Musikfabrik ein besonderes Anliegen, neue Werke in Auftrag zu geben und zu produzieren. Die Ergebnisse dieser häufig in enger Kooperation mit den Komponist*innen geleisteten Arbeit präsentiert das in Köln beheimatete internationale Solistenensemble in zahlreichen Konzerten im In- und Ausland, auf Festivals, in den selbst veranstalteten Konzertreihen „Musikfabrik im WDR“ und “Montagskonzerte” und in Audio-und Videoproduktionen. Bei Wergo erschien die CD-Reihe „Edition Musikfabrik“ mit Coverbildern von Gerhard Richter, die der Maler ausgewählt hat. 2014 wurde das eigene Label Musikfabrik gegründet.

 

Die Auseinandersetzung mit experimentellen Ausdrucksmöglichkeiten im Musik- und Performance-Bereich ist den Musiker*innen ein zentrales Anliegen. Interdisziplinäre Projekte unter Einbeziehung von Live-Elektronik, Tanz, Theater, Live- Video und bildender Kunst erweitern die herkömmliche Form des dirigierten Ensemblekonzerts.

Ensemble Musikfabrik hat es sich auch zur Aufgabe gemacht die jüngere Interpret*innen- und Komponist*innen-Generation zu fördern. Zentrale Initiativen sind „Studio Musikfabrik“ und „Adventure“, das seit 2019 in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln Projekte von Kompositionsstudierenden entwickelt und in vier jährlichen Konzertphasen vorstellt. Diese und andere pädagogische Maßnahmen bündelt das Ensemble unter dem Titel „Akademie Musikfabrik“.

Foto: Frederike Wetzels
Biographie

Clement Power

Clement Power (*1980) studierte an der Cambridge University und dem Royal College of Music und war anschließend als Assistent am London Philharmonic Orchestra und am Ensemble Intercontemporain tätig. Er arbeitet regelmäßig mit führenden Ensembles für zeitgenössische Musik wie dem Klangforum Wien, dem Ensemble Musikfabrik und Contrechamps zusammen. Er dirigierte kürzlich das Philharmonia Orchestra, das London Philharmonic Orchestra, das BBC Scottish Symphony Orchestra, das NHK Symphony Orchestra, das RSO Stuttgart, das Lucerne Festival Academy Orchestra, das Orchestre Philharmonique du Luxembourg, das Estonian National Symphony Orchestra, das Ensemble Intercontemporain, Avanti! Kammerorchester, Ictus Ensemble, Collegium Novum Zürich und das Münchener Kammerorchester. Er war Gast bei Festivals wie dem Lucerne Festival, der Salzburg Biennale, den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, Wien Modern, Acht Brücken, Aldeburgh, IRCAM Agora und vielen anderen. Power hat über 200 Uraufführungen dirigiert, darunter Werke von Georg Friedrich Haas, Péter Eötvös, Benedict Mason und neue Aufträge für die Instrumente von Harry Partch. Zu den Opernpremieren gehören Hèctor Parra Hypermusic Prologue (EIC / Liceu), Wolfgang Mitterer Marta (Opéra de Lille) und Liza Lim Tree of Codes (Ensemble Musikfabrik / Oper Köln).

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